Die Zeichen stehen in Istanbul schon fast nicht mehr nur auf Frühling, sondern alles bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit gen Sommer. Die Sonne, die im Süden bereits zum Baden ins Meer lockt, lassen wir uns hier in Istanbul in Form von süß-prallen Erdbeeren auf der Zunge zergehen. Und die Frühlingsschauer, die die Schwarzmeerregion in eine sattgrüne Märchenwelt verwandeln, lassen unsere Wochenmärkte vor taufrischen Kräutern und kuriosem Wildgemüse überquellen. Sich auf dem Wochenmarkt beim Kauf zurückzuhalten wäre fast schon eine Beleidigung an die Fruchtbarkeit dieses Landes. Ich bin freiwillig ganz vorne mit dabei mich dankbar zu zeigen, und so stapeln sich jede Woche büschelweise Petersilie, Minze, Dill, Thymian und Basilikum in unserer Küche. In Sachen Kräuterverwertung heißt es folglich dranbleiben, und trotzdem, manchmal kommen wir einfach nicht mit dem Essen hinterher, bevor die zarten Pflänzchen ihre Köpfe hängen lassen. Die Strategie bei diesem Salat war also, auf bekanntes Grünzeug verzichten und stattdessen bol bol (türkisch für „in rauen Mengen“) Kräuter untermischen. Nicht nur eine kleine Augenweide, auch ein Feuerwerk für die Geschmacksknospen. Diesen Salat esse ich ohne zu murren auch mal zwei Tage in Folge….
Fructosearme Brennnessel-Rotebeete-Quiche
Und da waren es sechs Wochen später. Istanbul hat uns in seinen Bann gezogen. Bei unserem täglichen Versuch unser neues türkisches Leben in dieser Millionenmetropole in den Griff zu bekommen, blieb kaum Zeit für andere Dinge, andere Dinge wie Fructopia. Was aber hat uns so in Schach gehalten? Zu erst einmal, auspacken und einpacken. Die ersten fünf Wochen sind wir von Stadtteil zu Stadtteil und Freund zu Freund gezogen. Glücklicherweise haben wir hier Freunde, die uns mit Gastfreundschaft überhäuft haben und uns mit Rat und Tat bei Seite standen bis wir endlich in unsere eigene Wohnung ziehen konnten. Seit drei Wochen sind wir genau dort, in einer wunderschönen Wohnung, mitten im Zentrum, wenn es in Istanbul so etwas gibt, von der aus wir beim aufwachen auf das Goldene Horn blicken und uns über das anhaltende gekrächzte der drei Hähne, die hinter unserem Haus leben, wundern und freuen uns, dass wir von den horrenden Mietpreisen erstmal noch verschont geblieben sind. Zwei Wochen nach uns, ist auch unser neuer Mitbewohner namens Internetanschluss zu uns gestoßen, was soviel bedeutete wie stundenlanges skypen mit den Lieben Zuhause oder fleißige Vokabelsessions auf Memrise (großartiges Tool zum Vokabelnlernen!). Aber weil echte Besuche noch viel schöner sind, haben die ersten Besucher aus Deutschland nicht lange auf sich warten lassen und ich freue mich immer wieder den ungläubigen Blick auf den Gesichtern unserer Gäste, wenn sie zum ersten Mal bei Sonnenschein am Bosporus stehen und die Schönheit dieser Stadt auf sich wirken lassen. Gemeinsam mit unseren Besuchern sind wir also den Bosporus hoch und runter gezogen, waren auf der asiatischen Seite Istanbuls, fuhren nach Bursa, Heimatstadt des berühmten Iskender Kebabs, während wir unablässig türkischen Tee, fruktosearme Mojitos (die geheime Zutat: Jasmin-Tee) oder Joghurt-Reis-Suppe schlürften.
Natürlich waren wir auch damit beschäftig unsere Vorratsschränke, sowie den größten Kühlschrank aller Zeiten mit Lebensmitteln zu füllen, die hoffentlich viel Inspiration für neue Rezepte liefern. Das heutige Rezept ist eine fruktosearme Quiche, die ich vergangenen Sonntag für unseren Einweihungs-Dankeschön-Brunch gebacken habe. Da mein Freund ein unfassbar leckeres Chili-con-Carne gemacht hat, schien mir eine vegetarische eine Ergänzung, die außerdem leicht und schnell vorzubereiten ist. Um mir noch ein bisschen mehr Arbeit und Zeit zu ersparen, bin ich statt des klassischen Quicheteigs auf Yufka, eine Art Blätterteig, umgestiegen. Jeder Türke liebt Yufka, daher findet er weitläufig Verwendung in der türkischen Küche. Die Qualität und Frische des Teigs ist dabei entscheidend. Daher habe ich auf den abgepackten Yufkateig aus dem Supermarkt verzichtet und den Teig direkt bei unserem Yufkaci, ein Yufkamacher, der nichts außer diesen Teigblättern verkauft, in der Nachbarschaft geholt. Die Blätter waren so dünn und frisch, dass sie beim Verarbeiten nur mit größter Vorsicht heil geblieben sind, was ich aber erst nach den ersten Verlusten erfolgreich hinbekommen habe. Nicht einfach zu Verarbeiten in dieser Form, aber genau so sollten sie sein.
Die geheime Zutat dieser Quiche war aber nicht der Yufkateig, sondern Brennnesseln. Falls ihr euch jetzt fragt, ob ich wirklich von diesem, an den Händen und Beinen miese Quaddeln hinterlassenden, stechendem Unkraut rede, ja, tue ich. Momentan findet man hier auf jedem Wochenmarkt frische Brennnesseln. Ich hatte also gar keine andere Wahl, als ein Bund mit nach Hause zu nehmen, und einmal selbst auszuprobieren was sich damit leckeres kreieren lässt. Die erste gute Nachricht, sobald die Brennnesseln in reichlich kochendem Wasser blanchiert wurde, verliert sie ihre “Brennfähigkeit”. Die zweite gute Nachricht, Brennnesseln ist ein Wunderkraut. Es enthält Magnesium, Kalzium, Eisen, siebenmal soviel Vitamin C wie eine Orange und vor allem viel Protein. Bereit für eine leckere Brennnesseln-Quiche?
Rezept: Brennnessel-RoteBeete-Quiche (fructosearm)*
Zubereitungszeit 20 Minuten, Backzeit 45 Minuten
(*Kleine Anmerkung: Dieses Rezept ist entstanden als ich noch nicht weizen-frei war, daher ist es nicht gluten-frei)
6 Blätter Yufkateig (gluten-frei, falls erhältlich)
ca. 4-5 Esslöffel Butter (ihr braucht genug Butter um sowohl die Backform, als auch jedes einzelne Yufkablatt gut einbuttern zu können)
1 Bund frische, gewaschene Brennnessel (benutzt Handschuhe beim Waschen!)
1 Knoblauchzehe, in Scheiben geschnitten
1 gekochte und geschälte Rote Beete Knolle (Ich kaufe Rote Beete in der Regel frisch und koche sie für ca. 15 in heißem Wasser)
1 Hand voll Feta-Krümel
4 große Eier plus 2 Eigelb
Salz und Pfeffer
180ml Sahne
250ml Vollmilch
Den Ofen auf 180° C vorheizen. Einen großen Topf mit Wasser und einer Prise Salz zum kochen bringen. Die Brennnessel hinzugeben und für 45 Sekunden blanchieren. Das Wasser abgießen, die Brennessel mit kaltem Wasser abschrecken. Zum Abtropfen bei Seite stellen.
Währendessen die Butter in einem Topf schmelzen. Die Quicheform gut mit Butter einfetten und die erste Schicht Yufka in der Form platzieren. Das Yufkablatt mit Butter bestreichen und mit dem nächsten Yufkablatt bedecken. So fortfahren bis alle sechs Yufkablätter übereinander liegen und eingefettet sind. Den in Scheiben geschnittenen Knoblauch auf dem Teig verteilen.
In einer Schüssel Eier, Sahne, Milch, Salz und Pfeffer miteinander vermengen. Das restliche Wasser aus der Brennnessel drücken und auf dem Teig verteilen. Vorsichtig die Eimasse darüber gießen. Die Rote Beete in Scheiben schneiden und vorsichtig auf die Eimasse legen. Zum Schluss mit einer Hand voll zerkrümeltem Feta garnieren. Die Quiche vorsichtig in den Ofen stellen und 45 Minuten lang backen. Die Quiche sollte aufgegangen und in der Mitte fest sein. Die fertige Quiche 15 Minuten abkühlen lassen und mit reichlich grünem Salat und frischen Kräutern servieren.
Fruktosearmes Zimt-Butter-Hühnchen
Wir sind in Istanbul! Die Stadt, die wir für die nächsten sechs bis wer weiß wieviele Monate unser Zuhause nennen werden. Noch wissen wir nicht was uns hier erwarten wird, aber wer will das eigentlich auch alles so genau im Vorhinein wissen? Heute Morgen wurden wir zumindest erstmal nur mit einer Menge Regen begrüßt. Genau das richtige, um sich in die gemütliche Küche zurückzuziehen und etwas leckeres zu zaubern.
Bevor ich euch bald nur noch mit türkisch angehauchten Rezepten beglücken werden, hier erstmal ein Gericht, was wohl überall auf der Welt an einem grauen Februar Tag gut tut und von innen wärmt. ViP Gast heute: Zimt. Ich muss gestehen, ich war nie ein großer Zimtfan. Aber auch bei Zimt kommt es wohl wieder auf die bekannte Qualität an. Mittlerweile verstehe ich warum mir die meisten industriell weiterverarbeiteten Lebensmittel, die mit Zimt „verfeinert“ waren nicht geschmeckt haben: Der Zimt schmeckt in solchen Produkten fast immer viel zu intensiv und künstlich. Seitdem ich aber auf so viele geschmacksintensive Gemüsesorten beim Kochen verzichten muss, haben Gewürze wie Zimt einen ganz neuen Stellenwert in meinem Köchinnen Herz eingenommen. Und wenn ich schon weniger Geld für Gemüse ausgebe, warum sollte ich das Geld dann nicht in qualitativ hochwerte Gewürze stecken? Wie alle Gewürze hat auch Zimt besondere Eigenschaften. Nicht nur, dass es einem ein wohlig warmes Gefühl bereitet, Zimt wirkt außerdem entzündungshemmend und löst Spannungen im Verdauungstrakt. Hallo Zimt, schön, dass Du deinen Weg endlich in meine Küche gefunden hast.
Die Inspiration für das heutige Rezept habe ich auf dem Blog Katie at the kitchen door gefunden. Nicht nur Katie’s Rezepte, auch ihre Fotos sind ein Traum. Inspiration auf allen Ebenen. Und wer kann sich bitte einem Gericht, das sich Zimt-Butter-Hühnchen mit Mandeln und Bulgur nennt, widerstehen? (*kleine Randnotiz: Ich habe dieses Rezept getestet, bevor ich angefangen habe mich gluten frei zu ernähren) Wie immer, hab ich auch dieses Rezept etwas abgewandelt und auf meine Fruktose-Verträglichkeit abgestimmt. Das schöne an diesem Rezept ist, dass das Gericht eine leichte Knoblauchnote bekommt, der Knoblauch aber vor der Fertigstellung wieder rausgenommen wird. Dadurch wird das Ganze noch einen ticken besser verträglich. Statt des Knoblauchs könnt ihr auch Zwiebeln verwenden, so ist es im ursprünglichen Rezept vorgesehen, aber um den orientalischen touch zu verstärken und weil ich Zwiebeln wirklich gar nicht vertrage, ziehe ich persönliche immer Knoblauch vor. Zum Schluss könnt ihr noch Granatapfelkerne über das Ganze streuen. Definitiv eine leckere Kombination. Ich hatte leider keinen Granatapfel zur Hand. Daher habe ich zum Schluss ein bisschen frische Petersilie und Minze gehackt und unter den Bulgur gemischt.
Rezept: Fruktosearmes Zimt-Butter-Hühnchen (für zwei Portionen)
300 g Bio-Hühnchenbrust
10 ganze Pfefferkörner
1 Zimtstange
1 Knoblauchzehe in Scheiben geschnitten
120 g Bulgur, im Originalrezept wird Bulgur verwendet, nehmt Quinoa oder Hirse für eine gluten freie Version
1/4 Teelöffel Salz
1 gutes Stück Butter ca. 50g (je nach gewünschtem Buttergeschmack)
1/2-1 Teelöffel Zimtpulver (je nach Intensität der Sorte)
Prise Cayenne Pfeffer
1 Hand voll ganze Mandeln
Kerne von 1/2 Granatapfel
Die Hühnerbrust zusammen mit den Pfefferkörnern, den Knoblauch und der Zimtstange in in einen Topf geben. Mit Wasser auffüllen, sodass das Hühnchen knapp mit Wasser bedeck ist. Alles für drei Minuten zum Kochen bringen und anschließend von der Herdplatte nehmen. Abgedeckt für 15 Minuten ziehen lassen. Bevor ihr das Hühnchen aus dem Sud nehmt, überprüft ob es komplett durchgegart ist. Notfalls noch ein paar Minuten länger ziehen lassen. Das fertig gegarte Hühnchen in Mundgerechte Stücke teilen und bei Seite stellen.
Den Bulgur, Quinoa oder Hirse nach Packungsanleitung kochen. Falls keine Kochanleitung vorhanden ist, bringt in einem Topf ca. 120 ml Wasser mit einer Prise Salz zum kochen. Gebt den Bulgur, Quinoa oder Hirse hinzu, nehmt den Topf von der Platte und lasst ihn 15 Minuten lang ziehen, bis das Wasser vollständig aufgenommen wurde. Zum Schluss mit einer Gabel auflockern.
In einer beschichteten Pfanne ohne Fett die Mandeln für 3-4 Minuten lang leicht anrösten. Bei mittlerer Hitze die Butter einer beschichteten Pfanne erhitzen bis sie anfängt Blasen zu werfen und eine goldbraune Farbe annimt. Mit einem Holzlöffel das Zimtpulver und den Cayenne Pfeffer gut unterrühren. Das Hühnchen und die Mandeln hinzugeben. Unter Rühren für 3-4 Minuten braten bis sich die Zimtbutter gleichmäßig über alles verteilt hat und das Hühnchen leicht knusprig angebraten ist. Dann den Bulgur, Quinoa oder Hirse unterrühren und von der Platte nehmen. Zum Schluss mit Granatapfelkernen oder gehackter Minze garnieren….