Sieben Monate ist es nun her, dass wir von Berlin nach Istanbul gezogen sind. Jetzt sind wir zum ersten Mal seit unserem Abflug gen Orient wieder zurück in der Hauptstadt. Drei Wochen in der alten Heimat, endlich alle Freunde wieder sehen, endlich wieder Fahrrad fahren. Zugegebener Maßen vermisse ich außer diesen beiden Dingen nicht wirklich viel an Berlin. Wie auch, an das Istanbuler Wetter, das Türkische Essen, den immer wieder atemberaubenden Blick auf den Bosporus und die nie versiegenden Quelle an unbekannten, skurrilen, beglückenden Neu- und Andersheiten kommt man auch als Stadt an der Spree nicht so leicht an. Istanbul hat sich auf jeden Fall Mühe gegeben uns auf Trapp zu halten. Nicht nur, dass die Unruhen um den Gezi-Park unseren Alltag ganz schön durcheinander gewirbelt haben. Auch Ernährungstechnisch hat sich einiges geändert. Zunächst die Umstellung von der deutsch-europäischen auf die türkisch-orientalische Küche. Und dann die vielen Besucher und damit verbundenen tausend Versuchungen nicht nur die herzhafte, sondern auch die süße Seite der türkischen Speisekarte zu entdecken.
Zuletzt hat aber vor allem meine Entdeckung des FODMAP-Ansatzes und dem damit verbundenem Entschluss in Zukunft nicht mehr nur auf Fruktose, sondern auch auf glutenhaltige Nahrungsmittel zu verzichten, den Ernährungsalltag umgestellt. Mein Zutatenrepertoire hat sich gleichzeitig um einiges verkleinert und immens erweitert. Wie das? Wenn man das Stichwort Nahrungsmittelunverträglickeit bzw. -Intoleranz hört, denkt man leider zuerst an all die leckeren Dinge auf die man in Zukunft verzichten muss, anstatt sich über die Dinge, die man noch essen darf, und die Alternativen ohne Fructose, die man nun neu für sich entdecken kann, zu freuen. Aber dazu muss man diese Alternativen erst einmal kennen. Deshalb stelle ich euch hier eine Auswahl meine acht neuen, fructosearmen Lieblingszutaten, für noch wertvollere, sättigendere und spannendere Alltagsgerichte vor:
Buchweizen (Mehl, Korn)
Der Geschmack ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber egal ob Buchweizen-Pfannkuchen oder Salate mit Buchweizen-Schrot, Buchweizen ist vielseitig einsetzbar, sättigend und dazu noch ein echtes Wunderkraut (ja Kraut, Buchweizen ist botanisch gesehen gar kein Getreide, sondern verwandt mit Rhabarber). Buchweizen ist reich an Magnesium, Eisen und hochwertigen pflanzlichen Eiweißen und kann bei Durchblutungsstörungen und Krampfadern helfen. Mehr dazu hier.
Hirse (Mehl, Perlen)
Noch vor Buchweizen steht auf meiner Liste der neuen Lieblings-Lebensmittel: Hirse. Wow. Ich könnte den ganzen Tag Hirse essen. Buchweizen ist mir vorher schon mal unter die Nase gekommen, aber Hirse hab ich nie bewusst als Lebensmittel wahrgenommen. Hirse ist das älteste Getreide der Welt und diente bereits vor 8000 Jahren dazu, ungesäuertes Fladenbrot herzustellen. Ein richtiges Power Körnchen. Besonders die ungeschälte Variante, Braunhirse, ist bekannt für ihren hohen und förderlichen Kieselsäuregehalt.
Hafer (Haferflocken, Hafermehl)
Haferflocken sind gut verträglich, sättigend und vor allem hat es als Mehl gemahlen ähnliche Backeigenschaften wie Hefe. Die ersten Versuche Haferflocken-Fladenbrot zu backen fanden schon statt. Bald gibt es hoffentlich auch das passende Rezept dazu.
Chiasamen
Für die meisten wahrscheinlich schon ein alter Hut. Und ja, ich bin etwas spät dran bei diesem Trend. War aber auch nicht leicht meine Hände an dieses Superfood zu bekommen. Reich an Omega-3-Fettsäuren und vielen anderen wichtigen Nährstoffen und ein richtiger Sattmacher. Im Reformhaus oder Bio-Markt sind die Preise meist gepfeffert. Hier lohnt es sich online zuzugreifen. Chiasamen sind jedenfalls mein neuer Stammgast im morgendlichen Joghurt-Bananen-Leinsamen-Frühstück oder gerne auch in den über Nacht eingeweichten Haferflocken.
Noch ausstehend, Dinkel
Bevor jemand meckert, ja, Dinkel ist nicht gluten-frei, enthält aber eben wenig von den besagten Fruktanen. Leider findet sich in meinem Deutsch-Türkisch-Wörterbuch weder ein Eintrag für Dinkel, geschweige denn eine Übersetzung. Daher kann ich zur Verträglichkeit aktuell nichts sagen. Die vielen Bio-Bäcker in Berlin samt großer 100% Dinkel Auswahl, werden aber bald Licht ins Dunkle bringen. *Update: Über das Ergebnis könnt ihr hier lesen.
Abgesehen von den Getreidesorten und Mehlen haben auch ein paar Gewürze und Kräuter ihren Weg in meine Küche gefunden. Darunter Kreuzkümmelsamen, Kardamom, aber auch Exoten wie Kurkuma und Blütenpollen:
Kurkuma
Fast ein Wundermittel wie manche behaupten. Kurkuma unterstützt die natürliche Entgiftung des Körpers, wirkt entzündungshemmend und zudem beruhigend auf Magen und Darm. Das sind nur drei der unzähligen positiven Eigenschaften. Ich mische das Wundergewürz unter Salate, gekochten Buchweizen oder Rührei. Aber auch im Joghurt kommt es gut an.
Blütenpollen
Bevor ich über Instagram auf dieses atomare Naturwunder gestolpert bin, wusste ich noch nicht einmal, das es etwas derartiges gibt und das man es auch noch essen kann. Reich an sämtlichen natürlichen Vitaminen, Mineralien und Proteinen ist es zugleich ein natürliches Antihistaminikum, dass Linderung bei vielen Allergien verspricht, mehr dazu hier. In jeder der einzelnen kleinen Kügelchen steckt der Geschmack einer gesamten Blumenwiese. Unbedingt probieren! Zum Beispiel im Müsli oder auf einem leckeren fruktosearmen, gluten-freien Schokomousse! Mhmmm.
Auf Instagram findet ihr noch mehr Impressionen, was ich sonst noch schönes tue und vor allem was ich für leckere Rezepte teste. Mein Benutzername: fructopia
Habt ein schöne Woche und viel Spaß beim Kochen!
Ariane says
Hallo liebe Denise, vielen Dank für Deine Berichte! Ich habe sie heute aufgrund Entzugserscheinungen vom Gluten (und von Milchprodukten und Eiern) gefunden – ich hatte mich gewundert, dass soviel aus den Stirn- und Nebenhöhlen abfliesst und ich mich schwach auf den Beinen fühlte.
Jetzt komm ich schon durch durch diese Phase und es lacht und singt in mir. Von wegen Weizen oder Milch macht glücklich, das ist gar kein Vergleich zu dem neuen inneren Gefühl. Habe allerdings auch Kakao – nur schwach entölt und mit Wasser und etwas Kokosmilch und Honig angerührt in meine Ernährung integriert, wärmt und sättigt auch.
Die Idee mit den Blütenpollen hat mich daran erinnert, dass ich vor einiger Zeit die gehörte Empfehlung weitergegeben habe, Heuschnupfen mit REGIONALEM Honig zu heilen. Bei den Blütenpollen aus der Sierra Morena von amazon denk ich nun Möglichkeiten zu finden, REGIONALE Blütenpollen zu essen und
evtl. als „Fertigprodukt“ lagern und evtl. sogar auf dem „Markt“ anbieten zu können.
Unsere Freunde aus der „Altsteinzeit“ kannten sich darin sicher aus und damit ist es auch ein Thema für die Paleo-Ernährung, welche ich als hilfreichen Ansatz für mich gefunden habe.
Konntest Du Dich auch schon mit dem Paleo-Gedanken zusammensetzen?
Und mit dem Wissen von essbaren Wildpflanzen der Region? Wildgemüse enthält sogar laut Angaben der VerbraucherZentrale ein Vielfaches an Magnesium und anderen wichtigen Mineralien und Vitaminen. Von wildem Grünblatt kannst Du Spinat u.a. von machen und Salate damit und mit bunten Blüten anreichern.
Es ist auf jeden Fall eine vielfältige Pallette an Farben, Formen und neuen (wieder gefundenen) Genüssen!
Damit beschäftige ich mich schon seit einigen Jahren, können unser Wissen gerne kombinieren – vielleicht sogar als Buch?
Freue mich, von Dir zu hören!
Salam Aleikum und Liebe Grüße, Ariane
Deniz says
Liebe Ariane, ich freu mich tierisch für dich, dass du die erste harte Phase schon hinter dir hast und jetzt schon merkst wie gut es dir tut! Toll, dass du durch die Symptome durchgehalten hast. Ich war bei den Schwäche- und Erkältungserscheinungen auch kurz davor abzubrechen und hätte nie gedacht, wie heftig der Entzug wirklich sein kann.
Das Honig eine magische Wirkung hat, hab ich schon oft gehört, dass der regionale Honig um noch ein vielfaches besser geeignet ist hört sich super spannend an! Ich kenn mich da leider noch nicht wirklich aus und würd mich freuen mehr zu erfahren!
Tatsächlich ernähre ich mich quasi Paleo. Auf die meisten Lebensmittel, die dort weggelassen werden, verzichte ich ja eh schon 😉 Ich halte mich jedoch ungern an strikte Regeln und versuch immer lieber auf meinen Körper zu hören. Damit fahre ich mittlerweile richtig gut.
Ich freu mich bald wieder von dir zu hören! Deniz
andrea says
Liebe Deniz! Als betroffene „Fruktose-Intolerante“ frage ich mich, wie Honig in den Ernährungsplan paßt. Meine Ärzte haben mir alle geraten zuerst einmal auf Äpfel, Birnen, Dörrobst und Honig zu verzichten. Ich vertrage ihn auch überhaupt nicht (leider).
Kannst du mir auch vielleicht einen Hinweis geben, warum ich zum Beispiel normales Bier vertrage, auf alkoholfreies Bier allerdings extrem reagiere? Im Übrigen bin ich sehr beeindruckt von deiner Seite. lg, aus Österreich, Andrea
Deniz says
Hach du Liebste! Tausend Dank für dein Lob!!
Zum Honig: Honig enthält leider sehr viel Fructose und sollte erstmal vermieden werden. Im Gegensatz zu Zucker und andern Süßungsmitteln hat guter Honig jedoch auch wahnsinnig viele gute Eigenschaften und sogar eine antimikrobielle Wirkungen bei Entzündungen. Bevor du also zum normalen Zucker greifst würd ich dir auf jeden Fall lieber zum Honig raten. Versuchs doch am besten mal in kleinen Mengen. Aber nicht vergessen, wenn du am gleichen Tag viele andere Lebensmittel mit Fructose oder Süßigkeiten isst, kann schon ein kleiner Löffel das Faß zum überlaufen bringen…
Das mit dem alkoholfreien Bier ist super interessant. Ich hab bei meiner Blitzrecherche das hier gefunden „Da die gestoppte Gärung sowie das Kältekontakt [bei der Herstellung von alkoholfreiem Bier] viel mehr Restzucker entstehen lassen als bei einer normalen Gärung, tendieren diese Getränke dazu, einen eher süßlichen Charakter zu haben.“ https://www.hopfenhelden.de/alkoholfreies-bier/ Vielleicht ist das des Rätsels Lösung?
Liebe Grüße, Deniz