Im März hab ich mir mal etwas gegönnt. Nein, ich war nicht im teuersten Restaurant der Stadt oder im Hamam (ok, da war ich auch), sondern habe mich auf einen kleinen Exkurs in die Welt des Ayurveda begeben. Ayurveda? Jetzt echt? Jetzt echt. Hat ja jeder eine andere Vorstellung davon, womit man sich belohnen kann, nicht wahr? Und nein, ich war in keinem Yoga-Ressort, habe den ganzen Tag meditiert und Chai getrunken, wie man vielleicht mit dem Begriff assoziieren könnte. Es drehte sich natürlich hauptsächlich ums Essen. Das ganze klang so spannend, dass ich sogar an einem Sonntag morgen, via Fähre, den weiten Weg auf die asiatische Seite Istanbuls auf mich genommen habe, um mehr über die Ayurveda-Ernährungslehre in einem kleinen, aber feinen Kochkurs zu erfahren.
Ayurveda bedeutet übersetzt soviel wie „Lebensweisheit“ und gilt als traditionelle Indische Heilkunst. Obwohl es in der Ayurveda-Lehre um weit mehr geht als nur eine ausgeglichene Ernährungsweise, ist es genau dieser Ansatz über den ich bei meinen letzten Recherchen immer wieder gestolpert bin. Kein Wunder, denn die Ayurveda-Lehre scheint sich auszukennen wenn es darum geht einen gestressten Magen und eine aus dem Gleichgewicht geratene Verdauung zu besänftigen und zu kurieren. Und wer von uns hat bitte kein Interesse daran ein bisschen Wissen von welcher steinalten Lehre auch immer abzuzapfen, um vielleicht mal ein paar Tage beschwerdefrei zu sein? Genau.
Ich hab mich im Vorfeld vor allem auf viel leckeres Essen und inspirierende, neue Rezepte gefreut. Ich muss zugeben, meine Erwartungen wurden bei weitem Übertroffen, was hauptsächlich Ulli, Kursleiterin, vor Wissen strotzende Ayurveda-Expertin und Yoga-Therapeutin, zu verdanken ist. In nur vier Stunden hat sie mir eine komplett neue Welt eröffnet. Es ging viel um die Themen Einweichen und Keimen, oder besser gesagt darum, wie man Lebensmittel zubereitet, dass auch ein geplagter Magen es schafft sie ohne Stress zu verdauen. Eigentlich habe ich auch vor dem Kurs meine Zutaten sehr gewissenhaft ausgewählt, allerdings gibt es doch immer wieder ein paar Störenfriede, die meinen Magen auf den Kopf stellen oder meinen Bauch um 7 Schwangerschaftsmonate anwachsen lässt, und das obwohl die liebe Wissenschaft behauptet, das dürfte so nicht sein. Daher sind all die Tipps, die Ulli uns mit auf den Weg gegeben hat unbezahlbar. Ich hätte wohl auch nicht besser die Wirkungen verschiedenster Kräuter und Gewürze erlernen können. Ulli hat uns einen wahren Ernährungs-Rundumschlag verpasst, und das ohne dabei eine Wissenschaft daraus zu machen. Genau dieser Punkt und die Tatsache, dass die Ayurveda-Küche bei all den verschiedenen Zutaten, absolut alltagstauglich bleibt, machen es einem einfach, sich persönlich einzelne Elemente aus der Ernährungslehre herauszuziehen und in den eigenen Alltag mit einzubinden. Hat ja schließlich niemand gesagt, dass man direkt zum Voll-Yogi werden muss um sich ausgeglichener und abwechslungsreicher zu ernähren, nicht wahr? (Das nur mal so am Rande erwähnt, falls euch das ganze hier jetzt doch ein wenig zu themenfremd und kräuterhexig wurde. 😉
Asant – Der Hauch Knoblauch und Zwiebel
Genug der ausführlichen Einleitung, lasst mich euch endlich von meiner größtne Entdeckung während des Kurses berichten. Diese ist eine eher gewöhnungsbedürftig riechende (milde ausgedrückt), aber sehr vielversprechende Zutat namens Asant. In wiefern gewöhnungsbedürftig riechend? Wenn ein Gewürz im Volksmund den Namen Teufelsdreck bekommt, könnt ihr euch vorstellen, dass einem beim riechen dieses Gewürzes, bei aller Liebe, keine Gedanken an Frühlingsblumenwiesen durch den Kopf schießen. (Außer natürlich, die Frühlingsblumenwiese eurer Träume beherbergt einen Gülletank.) Asant, Asofetida oder eben Teufelsdreck, ist eine in der medizinischen Anwendung seit Jahrhunderten bekannte Pflanze, die heute in vielen Teilen der Erde in Vergessenheit geraten ist und fast ausschließlich nur noch in der indischen Küche zum Einsatz kommt. Was macht Asant also so interessant für uns FM’ler und wie kommt jemand auf die Idee mit etwas zu würzen, wenn es in Rohform nach faulen Eiern stinkt? Mir sind fast die Augen ausgefallen, als ich es gehört habe (em … ihr wisst was ich meine). Formulieren wir es so, willkommen zurück Du lang vermisster Zwiebel- und Knoblauchgeschmack. Sparsam dosiert, entwickelt sich der beißende Geruch in gekochter Form tatsächlich zu einem Hauch von wohlschmeckenden Zwiebel- und Knoblaucharoma. Und zwar ganz ohne Bauchschmerzen und Blähbauch. Sogar ganz im Gegenteil, Asant wirkt äußerst Magen beruhigend und GEGEN Blähungen. Jetzt echt? Jetzt echt. Wer ernennt sich freiwillig als Sündenbock dafür, dass dieses Gewürz überhaupt jemals in Vergessenheit geraten konnte? Danke.
7 Dinge, die du über Asant wissen solltest
Hier einmal einige der positiven Eigenschaften von Asant im Überblick. Asant …
- verleiht Gerichten in gebratener Form ein mildes Zwiebel- und Knoblaucharoma
- hilft bei Verdauungsstörungen und damit verbundenen Flatulenzen
- wirk ausgleichend bei Reizbarkeit und Unzufriedenheit
- galt im Altertum als Aphrodisiakum
- wirkt schleimlösend und verspricht eine lindernde Wirkung bei Asthma und Husten
- Achtung: In der Schwangerschaft sollte die Einnahme von Asant unbedingt vermieden werden, da es Menstruations einleitend wirken und zur Übelkeit führen kann.
- Im Ausland hergestelltes Asant wird oft mit Weizenmehl vermahlen, in Deutschland dagegen oft mit Bockshornklee (wie dieses hier), was wesentlich verträglicher und gesünder ist. Beim Kauf also unbedingt die Zutatenliste studieren.
Wie ist Asant einsetzbar?
Im Grunde überall dort wo ein milder Zwiebel- und Knoblauchgeschmack erwünscht ist. Ansonsten wird es überwiegend zu Hülsenfrüchten, Fleischgerichten und anderen schwerverdaulichen Lebensmitteln dazugegeben. A und O ist dabei, Asant nur sehr, sehr sparsam einsetzen, da das Essen sonst schnell ungenießbar werden kann. Sprich, kocht man ein Gericht mit der Menge für 2-4 Portionen, sollte sich die verwendete Menge Asants im Bereich einer Messerspitze bis zu maximal 1/4 TL bewegen. Es sollte außerdem kurz in Fett (z.B. Ghee) angebraten werden, wodurch es einen Teil seines beißenden Geruchs verliert. Und noch etwas unnützes Wissen zum Schluss, Asant wurde früher auch zu Vertreibung von Hexen und Dämonen, sowie zur Reinigung von Ställen eingesetzt. Dann man tau. 😉
Meine Ration Asant hab ich im Gewürzbasar hier in Istanbul gekauft. Die Verkäuferin meinte, ich sei die erste Kundin überhaupt, die danach frage. Auch hier ist es kaum bekannt. Was mich nicht wundert, schließlich ist jedes Gericht durchzogen von echten Zwiebeln und dicken Knoblauchzehen. Nach den ersten zaghaften Kochversuche hab ich den Dreh noch nicht hundertprozentig raus, die Gerichte wirken allerdings geschmacklich runder, also vorher. Hoffentlich bald an dieser Stelle als ein neues Rezept, inklusive Asant. Aber jetzt berichtet ihr einmal, kocht ihr auch schon mit Asant? Wenn ja, was sind eure Erfahrungen?
Eln says
Hello,
I stumbled upon your blog and although I don’t suffer from fructose mal-absorption I’m looking at ways to cut sugars in general, hence the interest. I also happen to live in Turkey, and with still limited Turkish I struggle to find products that are out of the ordinary for the regular Turkish diet simply because I can’t find the name for it. I’ve been looking for asofetida here ( even when living in the UK it was hard to find despite the fact that Asian markets are everywhere), can you please tell me the Turkish name for it?
Also, I didn’t see a mention of that in your post, but what I’ve learnt from better cooks than I am is that soaking beans and lentils in water and a spoon or two of asofetida makes them a lot more digestible. I don’t have any scientific baking for that claim but my experience is that it works, so you may want to give it a try.
best, elaine
fructopia says
Dear Elaine,
thank you for your message. You are so right. It’s pretty difficult to find products that are out of the ordinary for the regular Turkish diet. Where in Turkey do you live? I live in Istanbul and luckily there a few stores scattered around the whole city, where I’m able to gather some bits and pieces of quality health food. The Turkish word for asofetida is şeytan tersi. I was able to find it at a small store close to the spice market. If you want to I’ll try to find out the name of the place. Thank you also for the advice on soaking the beans with some asofetida, I’ll give it a try for sure. Let me know when you are in town and like to to meet up for a çay! Best, Deniz