Es ist nicht immer leicht. Wir sitzen vor endlos langen Speisekarten, laufen stundenlang durch den Supermarkt, um am Ende doch wieder hungrig und genervt nach Hause zu kehren. „Wird heute eigentlich jedes verfluchte Gericht mit Zwiebeln, Weizen, Tomaten, Zucker, Honig und Datteln hergestellt?“ „Jeder 3. Dritte Deutsche hat angeblich ’ne Fructoseintoleranz und ich muss mich allen ernstes vom Kellner anpöbeln lassen, nur weil ich frage, was in dem Salatdressing ist?“
Wer auch immer sich diese Fructoseintoleranz ausgedacht hat, meckern scheint eines seiner Lieblingsbeschäftigungen gewesen zu sein. Denn wenn uns etwas leicht fällt, dann das.
Klar, irgendwie muss der Frust ja raus. Wirklich besser wird es dadurch leider nicht. Aber sehen wir es einmal so, im Grunde haben wir ja noch Glück. Wir haben Glück, dass wir so lange nachbohren können, bis wir wissen was in dem Dressing ist, können Etiketten studieren und uns Listen mit verträglichen Lebensmitteln ausdrucken. Bequem ist das nicht, aber hey, immerhin sind wir nicht ganz aufgeschmissen.
Warum ich das gerade jetzt aufbringe? Weil es eine kleine, fructosefreie Fee von gerade mal 5 Jahren da draußen gibt, die mir unbekannterweise sehr ans Herz gewachsen ist. Als ihre Mama vor einiger Zeit ein Bild von ihr und meinem Flammkuchenrezept aus dem Buch geteilt hat, war es um mich geschehen. Die kleine Emmi ist definitiv meine neue Lieblingsverbündete in Sachen Fructoseintoleranz! 🙂
Seit unserer „Begegnung“ schwirren mir immer wieder diese Gedanken über das Meckern und Motzen durch den Kopf. Und mir ist bewusst geworden, wie gut wir es haben. Überlegt doch mal, wenn wir als Erwachsene schon so oft an einer Fructoseintoleranz verzweifeln, wie muss das dann als kleiner blonder Engel sein, der nicht selbst entscheidet wann er was ißt? Der gar keinen Zusammenhang herstellen kann woher die plötzlichen Bauchschmerzen jetzt schon wieder kommen? Der doch eigentlich nur mit Mama „Laura’s Stern“ lesen möchte, anstatt zu verdauen, warum die anderen Kinder nun Gummibärchen essen dürfen, man selber aber nicht. Und wie herzzerreißend schwer muss es eigentlich sein, als Eltern immer wieder „Bad Cop“ spielen und dafür sorgen zu müssen, dass sich die kleinen Mäuse nicht konstant benachteiligt fühlen?
Liebe Eltern, ich beneide euch wirklich nicht.
Liebe Emmi, ich weiß es ist gemein, dass Du nicht immer alles essen darfst, was Du gerne möchtest. Aber glaub mir, dein Bauch freut sich riesig darüber, dass Du so gut auf ihn aufpasst! Du machst das großartig! Und Du hast eine spitzen Mama an Deiner Seite, die Dir dabei hilft!
Und jetzt lasst uns den Sommer mit Erdbeer-Himbeer-Törtchen feiern ihr tapferen Prinzessinnen und Prinzen!
Liebe Grüße, Deniz und der rosarote Fructosewärter
P.s. Ok, ich geb’s zu, bei diesem Rezept werden eure Kinder vielleicht nicht reihenweise ausflippen. Da fehlen ganz klar ein paar Fili-Bären, Spiderman- und Elsa-Figuren oben drauf. Ich übe fleißig weiter, versprochen! 🙂
Rezept: Prinzessinnen-Törtchen für Emmi aka. Erdbeer-Himbeer-Törtchen (gluten-frei, fructosearm)
Die Törtchen sehen vielleicht nach wenig aus, die samtig-seidige Creme und der knusprig-nussige Boden sind aber trotzdem gut füllend. An einem Törtchen hab ich über zwei Tage verteilt genascht.
Zutatenkunde: Laut der App meines Vertrauens haben 100 g Erdbeeren weniger als 0,15 g überschüssige Fructose, eine Menge die meist Problemlos vertragen wird. Hanf gilt fast überall auf der Welt als Heilpflanze. Die Samen schmecken leicht und nussig und sollen gut für das Wohlbefinden von Magen und Darm sein. Ich sag, immer nur her damit, viel zu köstlich diese kleinen Hanfsamen!
Erdbeer-Himbeer-Curd
Zubereitungszeit: ca. 45 Minuten + Kühlzeit
Bei diesem Rezept kommen ziemlich viele Schüsseln zum Einsatz. Und auch wenn die Creme schnell gemacht ist, eine helfende dritte Hand kann nicht schaden. Wählt das Verhältnis von Erdbeeren und Himbeeren ganz nach eigenem Geschmack. Ich habe halbe/ halbe gemacht. Wer es weniger sauer mag, wirft einfach mehr Erdbeeren in die Waagschale. Falls ihr Himbeeren nicht so gut vertragt, probiert es mal nur mit Erdbeeren, einer Mischung aus Erdbeeren und (Tiefkühl-)Rhabarber oder natürlich dieser Zitronen-Curd. Von den eingekochten Beeren bleibt meist etwas übrig. Mixt sie einfach mit Mineralwasser zu einer kühlen Sommererfrischung!
Erdbeer-Himbeer-Saft:
300 g Erdbeeren- und Himbeeren
1 EL Getreidezucker
50 ml Wasser
100 ml Erdbeer-Himbeer-Saft (s. oben)
Saft 1 Zitrone
85 g Butter
50 g Getreidezucker
1/8 TL gemahlene Vanille
2 große Eier
2 große Eigelb
Erd- und Himbeeren in einem Topf mit dem Getreidezucker vermengen und für 30 Minuten Wasser ziehen lassen. Das Wasser dazu geben und ca. 15 Minuten köcheln bis die Beeren weich sind. Die Früchte durch ein feines Sieb streichen und den Saft auffangen. Ein feines Sieb in eine Schale hängen und beiseitestellen.
100 ml des Erdbeer-Himbeer-Safts abmessen und zurück in den Topf geben. Zusammen mit dem Zitronensaft, Butter, Getreidezucker und Vanille erwärmen, dabei gelegentlich umrühren. Sobald die Butter geschmolzen ist, die Masse vom Herd nehmen.
In einer weiteren Schale die Eier mit dem Eigelb verrühren. Die Erdbeer-Buttermischung ganz langsam und unter kräftigem rühren zur Eimischung geben. Das ist wichtig, damit das Ei nicht stockt. Schnappt euch hierzu am besten euren Partner oder Mitbewohner, dann ist es einfacher. Die Masse zurück in den Topf geben und unter stetigem Rühren erwärmen bis die Masse anfängt sich zu verdicken. Meist dauert es keine 2-3 Minuten, ich hatte aber auch schon Fälle da hat es um die 10 Minuten gedauert. Keine Sorge, falls sich dabei doch klitzekleine Stücke gekochten Eiweißes bilden, die sieben wir später aus.
Damit das Endergebnis schön seidig wird, passieren wir die Creme nach dem Eindicken sofort nochmal durch ein feines Sieb und fangen die passierte Curd in einer Schale auf. Wirklich nur die größeren Eiweiss-Bröckchen raussieben und so viel wie möglich aus der Creme herausholen. Zum Schluss mit einem Spachtel unter dem Sieb entlang streichen um euch auch wirklich alles von der köstlichen Erdbeer-Himbeer-Creme zu sichern.
Die Erdbeer-Himbeer-Creme gut durchrühren und für 10 Minuten abkühlen lassen. Anschliessend im Kühlschrank komplett auskühlen lassen. In der Zwischenzeit die Böden vorbereiten.
Tipp: Curd-Reste machen auch als Topping für das morgendliche Müsli oder als süße Creme auf dem Dinkel-Croissant eine fantastische Figur!
Hanf-Hafer-Tortenboden
(Für 2 Tartelettes mit Umfang ca. 12 cm)
Zubereitungszeit: ca. 40 Minuten
80 g geschälte Hanfsamen, z.B. von Topfruits.de
70 g Haferflocken (Feinblatt)
2 EL Kokosöl, mehr zum Fetten der Form, z.B. von Öhlmühle Solling
2 EL Reissirup
2-4 EL Wasser
Den Boden von 2 Tartelette-Formen (ca. 12 cm Durchmesser) mit Kokosöl ausstreichen. Ist das Kokosöl zu hart, könnt ihr es kurz im Topf oder heißem Wasserbad erwärmen. Hanfsamen, Haferflocken, Kokosöl, Reissirup und 2 EL Wasser in den Blitzhacker/Küchenmaschiene geben und so lange mixen, bis die Masse einen Teig bildet. Gegebenenfalls etwas Wasser nachgeben. Den Teig in die Formen drücken, dabei an den Seiten einen kleinen Rand hochziehen. Die Formen für 10 Minuten in das Eisfach stellen.
Auf die gekühlten Tortenboden jeweils ein passendes Stück Backpapier legen und mit getrockneten Bohnen oder Reis beschweren. Dadurch wird verhindert, dass sich der Boden aufbläht. Den Teig 15-20 Minuten im vorgeheizten Backofen bei 180 °C Ober-/Unterhitze goldbraun backen. Den Boden in den letzten 10 Minuten im Auge behalten, da jeder Ofen anders backt. Ist der Boden fertig, die Bohnen und das Backpapier entfernen und komplett auskühlen lassen. Vorsichtig aus der Form lösen.
Die ausgekühlte Curd auf die vorbereiteten Böden verteilen. Sofort vernaschen oder bis zum Verzehr im Kühlschrank aufbewahren.
Tipp: Bohnen oder Reis, die ihr zum Beschweren verwendet habt, müsst ihr nicht wegwerfen. Ihr könnt sie aufbewahren und beim nächsten Backen erneut verwenden.
Nathalie says
Hallo Deniz, mit diesem Post sprichst du mir aus der Seele…. Inzwischen hat sich für mich mit deinem und anderen Blogs, wie auch deinem Buch, ein ganz neues Universum bzgl. Kochen mit Unverträglichkeiten eröffnet. Meine beiden Jungs, jetzt Teenager, und ich haben Fructoseintoleranz. Dem Älteren geht es allerdings inzwischen besser damit.
Aber die Kindergartenzeit war hart, v.a. als wir noch nichts von der Unverträglichkeit wussten und uns gewundert haben, warum die Kinder ständig Magen-Darm-Grippe haben 😉
Und „bad cop“ Spielen macht wirklich überhaupt gar keinen Spaß. Obwohl ich kein Kontrollfreak bin, habe ich natürlich versucht, den Zuckerkonsum so gut wie möglich zu unterbinden…
Und wenn ich an meine zahlreichen Backversuche mit Traubenzucker denke, ohje.
Ich freue mich deswegen sehr an deinem Blog und den schön fotografierten und leckeren Rezepten!!
Viele Grüße
Nathalie
Deniz says
Hallo liebe Nathalie,
schön, dass Du schreibst! Freu mich sehr, dass ich Dir neue Inspiration für das Backen und Kochen mitgeben kann!
Ich kann mir nur vorstellen, wie schwer das für Euch als Familie gewesen sein muss. Wie soll man auch ahnen, dass die Beschwerden der Kinder von einer Unverträglichkeit kommen und eben keine Magen-Darm-Grippe! Hut ab, dass ihr da nicht längst verzweifelt seid! Aber die Pubertät macht es deinen Jungs jetzt wahrscheinlich auch nicht unbedingt leichter, oder?
Und ja, mit den katastrophalen Traubenzucker-Backversuchen bist Du nicht allein! 🙂 Falls Du Rezeptwünsche oder Verbesserungsvorschläge hast, immer her damit! Freu mich immer von Euch zu hören!
Liebe Grüße, Deniz
Manuela says
Wow, Deniz! Auf Hanfsamen wäre ich ohne dich überhaupt nicht gekommen. Danke für das tolle Rezept!
Werde es sobald wie möglich mal in abgewandelter Form (bin allergisch gegen Erdbeeren, aber nur Himbeeren tuns sicher auch) ausprobieren. Mit herzhaftem Belag sicher auch lecker.
Viele Grüße
Manuela
Deniz says
Freu mich, dass es Dir gefällt Manuela! Bin mir sicher, dass es nur mit Himbeeren genauso gut schmeckt. Vielleicht noch etwas Limette dazu?
Super Idee mit dem herzhaften Belag! Da fallen mir direkt die leckersten Dinge ein und ich bekomm direkt wieder Hunger! 🙂
Emine says
Hallo Deniz,
habe heute zufällig deine Seite getroffen. Meine Tochter bald 6 hat Fructoseintoleranz und wünscht sich zum Geburtstag eine Elsa (die Eiskönigin ) Torte. Vielleicht könntest du mir ja da einige Tipps bei geben ?
Dein Erdbeer-Himbeer-Törtchen sieht aber auch sehr lecker aus.
Viele Grüße
Emine
Deniz says
Hallo liebe Emine,
schön, dass du über meinen Blog gestolpert bist. Eine fructosearme Elsa-Torte ist natürlich eine Herausforderung! Da hast du dir definitiv eine Goldmedaille für verdient. Ich selber hab noch keine solche Torte gebacken, ich würde an deiner Stelle aber auf jeden Fall mit Getreidezucker arbeiten, der gibt Kuchen eine schöne gute Struktur, sodass du vielleicht sogar eine mehrstöckige Torte machen könntest. Vielleicht findest du ein Rezept für einen einfachen Kuchenteig mit hellem Dinkelmehl. Davon würde ich 2-3 Stück backen. Dazwischen könntest Du eine Getreidezucker-Buttermasse schichten, die du vielleicht noch bunt einfärbst. Zum Schluss natürlich noch der eisblaue Fondant: Fondant ist ja letztendlich nichts anderes als Zuckermasse. Schau dir mal dieses Rezeptvideo an: https://www.youtube.com/watch?v=EoPx3heTQ3Y Statt Puderzucker würde ich wieder Getreidezucker nehmen und den im Nutribullet/Küchenmixer pulverisieren, damit die Masse schön geschmeidig wird. Hier reicht wahrscheinlich auch die Hälfte des Rezepts, wer brauch schon 1 kg Fondant! 😀 Mit etwas weissem Fondant könnte man noch Sterne oder Eiszapfen zaubern… Mehr Tipps fallen mir spontan leider auch nicht ein. Sobald meine Küche fertig ist, werd ich das Experiment aber wohl mal wagen! 🙂 Ich drück dir die Daumen, dass alles gut klappt!