Auch wenn schon lange nicht mehr die Rede davon war, ja, natürlich, es gibt sie noch, die Fructoseintoleranz in meinem Leben. Manchmal habe ich das Gefühl, die Symptome seien fast nicht mehr der Rede wert, aber alles ist relativ, wenn man sich die Höllentrips vor der Diagnose wieder in Erinnerung ruft. Und trotzdem, erstaunlich oft geht es mir wirklich gut!
Ist ja schön für Dich, denkt ihr jetzt wahrscheinlich. Und wenn ihr gerade erst eure Diagnose erhalten habt und knietief in der Karenzphase steht, fragt ihr euch vielleicht auch, wie geht das dieses sagenumwobene „Beschwerdefrei“ mit einer Fructoseintoleranz?
Erstens, in dem man ziemlich strikt is(s)t, aber trotzdem gelassen an die Sache heran geht, und zweitens sehr viel selber kocht. Letzteres ist großer Luxus, ich weiß. Viel kochen bedeutet eben auch, viel Freizeit dafür hergeben zu können und wer hätte nicht gerne mehr davon! Unter solchen Umständen ist es leicht(er), sich den Wünschen von Magen und Darm anzupassen. Sehr strikt zu sein hingegen … nun ja, sagen wir es gibt gute und schlechte Phasen. Strikt auf Zucker, Zwiebeln und Weizen zu verzichten geht mir mittlerweile leicht von der Hand. Ich trauer auch längst nicht mehr jedem Stück Baklava oder Christstollen hinterher, das mir unter die Augen kommt. So viel zu den guten Phasen.
Dann wäre da aber noch dieses Ding mit der Selbstbeherrschung bei vermeintlich fructosearmen Lebensmitteln. Eine halbe Hand voll Walnüsse? Kann man machen, keine Symptome. Drei Hände voll Walnüsse, weil es die frischesten, aromatischsten Walnüsse sind, die man je in seinem Leben gegessen hat? Sollte man lassen, kann ich aber eben nicht immer. Nur zwei Hände voll mehr von an sich gut verträglichen und fructosearmen Lebensmitteln und die Symptome sind vorprogrammiert.
Aber wem erzähle ich das, gerade jetzt an den Feiertagen, an denen man mit den festlichsten aller Festtafeln konfrontiert wird, schlägt man recht mühelos mal über die Strenge. Und ehe man sich versieht, landet man wieder an diesem altbekannten Punkt, an dem der See kippt und man mit Magen- und Kopfschmerzen benebelt vor sich hin vegetiert. Spätestens dann wird es höchste Zeit, die Reis(s)leine zu ziehen. Ich persönlich brauche dann nicht nur „Schonkost“, sondern am besten einfach mal gar nichts.
Wie jetzt, gar nichts?
Gar nichts eben. Das heißt, ich nehme mich einfach mal einen Tag zurück. Bereits wenige Stunden Essenspause helfen mir ungemein, die Verdauung wieder zur Ruhe zubringen. Statt sich mit Reiskräckern und Käse beschäftigen zu müssen, kann sich mein Körper voll und ganz auf das Großreinemachen konzentrieren.
Mein persönliches „Mini-Fasten“ sieht so aus: Am Abend vor dem Fastentag ist nach dem Abendessen Schluss. 24 Stunden lang, bis zum nächsten Abend, gönne ich mir lediglich Kräutertees und Wasser, was mein Magen mir mit kaum Hungergefühl dankt. Klappt man da nicht irgendwann zusammen, wenn man so lange nichts ist? Ganz im Gegenteil, statt schlapp und ausgelaugt, fühle ich mich leicht und energiegeladen. Ganz so, als ob man plötzlich die Gewichte von meinen Beinen und Armen genommen hätte. Mein Körper hat scheinbar gute Energiereserven und freut sich über die Herausforderung, diese endlich intelligent zu nutzen.
Sind die 24 Stunden vorbei, überlege ich mir gut, was als erste Mahlzeit auf den Teller kommt. Nicht zu viel, nicht zu fettig und voller Nährstoffe sollte es sein. Daher komme ich immer wieder auf ein und dasselbe Gericht zurück: Kitchari. Kitchari ist ein Fastengericht aus der Ayurvedalehre und wahres Seelenfutter. Schon wenn ich nach und nach die Gewürze in den Topf gebe und die Gerüche miteinander verschmelzen, macht sich im ganzen Körper ein wohlig warmes Gefühl breit. Auf einmal sind all die tausend Gedanken, die einem eben noch im Kopf herumschwirrten, verschwunden und alle Sinne konzentrieren sich auf die wunderbaren Zutaten, die im Topf zum Magen-Balsam verschmelzen. Eine 15-minütige „Mini-Therapie“ für die Sinne, die mit einer Schale warmen Reis und Gemüse gekrönt wird.
Ich gebe zu, Reis und Gemüse höre sich erstmal nicht nach einer besonders aufregender oder gar heilenden Mahlzeit für Magen und Darm an. Deshalb kommen Korn und Gemüse in Begleitung von gleich dreizehn verschiedenen Gewürzen daher.
Jedes für sich mit seinem ganz eigenem Geschmack und in geballter Form ein Mittel, das eventuell angestautem Essensfrust genauso schnell Luft macht, wie angestauten Beschwerden. Wenn ein Gericht zufrieden und glücklich macht, dann dieses. Auch bei grauem Januar-Wetter und ohne Fastentag versteht sich!
Eine Randnotiz: Fastenzeiten von über 24 Stunden sollten auf jeden Fall mit eurem Arzt abgesprochen werden. Und überhaupt solltet ihr nur so lange fasten, wie ihr euch wirklich gut dabei fühlt. Ich bin weder Ärztin noch Ernährungsberaterin und berichte hier lediglich von meinen persönlichen Erfahrungen im Umgang mit der Fructoseintoleranz.
KITCHARI – FRUCTOSEFREIES FASTENGERICHT (gluten-frei, lactosefrei)
Für 2 Portionen – Adaptiert von einem Rezept aus Ulli’s Ayurvedaküche
Ihr seid bei diesem Gericht keinesfalls an Zucchini und Dill gebunden. Hier funktioniert so gut wie alles, was schmeckt und vertragen wird z.B. Karotte mit Dill oder Spinat. Achtet lediglich darauf, festeres Gemüse schon am Anfang mit in das Kitchari zu geben. Ich mag mein Kitchari gerne vegetarisch, wer es hingegen deftiger mag, gibt Huhn oder Fleisch dazu. Lasst euch auch nicht von der Zutatenliste abschrecken. Sämtliche Gewürze sind vielseitig einsetzbar, so lauft ihr keine Gefahr, euch Staubfänger ins Haus zu holen. Ihr habt keine Mungbohnen eingeweicht, braucht aber dringend eine Schale Balsam für Magen und Darm? Auch ohne die kleinen, grünen Edelsteinchen könnt ihr ein nahrhaftes und fructosefreies Fastengericht zaubern. Und falls Asant in euren Ohren nach Masematte klingt, schaut doch mal hier.
Einweichzeit ca. 12 Stunden
Zubereitungszeit ca. 20 Minuten
2 Hand voll Mungbohnen (ca. 80 g)
2 Hände voll Reis (ca. 100 g)
1 TL Kümmelsamen
je 1/2 TL Fenchel-, Koriander- und Bockshornkleesamen
1 EL Ghee
1/2 EL Schwarze Senfsamen
1 Messerspitze Asant
1 Daumen breites Stück Ingwer, gerieben
1/4 TL gemahlener Kurkuma
450 ml Wasser (2 cups)
1 Zimtstange
1 Lorbeerblatt
1/4 TL Himalaya-Salz
1 Zucchini, gewürfelt
3 Zweige Dill, Spitzen gezupft
frisch gemahlener Pfeffer
Die Mungbohnen in eine Schale geben mit ausreichend Wasser bedecken und 12 Stunden einweichen lassen.
Für das Kitchari den Reis in ein Sieb geben und so lange waschen, bis das ablaufende Wasser klar ist. Kümmel-, Fenchel-, Koriander- und Bockshornkleesamen in einer beschichteten Pfanne ohne Fett für 1-2 Minuten anrösten. Anschließend im Mörser fein mahlen.
Das Ghee in einem Topf erhitzen und die Senfsamen dazugeben. Sobald diese anfangen zu knacken und im heißen Fett zu springen, erst das Asant, dann nacheinander die gemahlenen Gewürze, Ingwer und Kurkuma dazugeben. Dabei stetig rühren. Zum Schluss die Mungbohnen und den Reis unterrühren und mit dem Wasser aufgießen. Zimtstange, Lorbeerblatt und Salz dazu geben, kurz aufkochen und dann auf niedriger Hitze und ohne Deckel für 15 Minuten ungestört vor sich hin köcheln lassen. Umrühren ist in der Regel nicht nötig, ihr könnt euch also getrost anderen Dingen widmen.
Die Zucchini oder anderes Gemüse, das wenig Kochzeit benötigt, unterrühren. Für weitere 5 Minuten köcheln lassen, bis die gesamte Flüssigkeit aufgenommen wurde und der Reis schön weich ist. Mit Salz und frisch gemahlenem Pfeffer abschmecken und mit den frischen Dillspitzen servieren.
Voila says
Hi Deniz, danke für das tolle Rezept! Ich kannte Kitchari schon, aber diese Variante gefällt mir besonders gut, weil die Gewürze extra geröstet werden und das Gemüse ohne viel Aufwand mitgegart wird.
Ich wollte dich fragen,ob du eine verlässliche Quelle bezüglich des Fruktosegehalts von Mungbohnen hast. Ich konnte beim Googeln leider nichts Offizielles finden.