Es war schon wieder verdächtig ruhig hier die letzten Wochen. Aber der Schein trügt. Hinter den Kulissen wurde fleissig gewerkelt und gegrübelt. Denn, Istanbul treibt uns um. Die Stadt ist nervös, die Luft heiß und schwül und unsere Stimmung gedrückt. Seit einigen Wochen haben wir ein mulmiges Gefühl in die U-Bahn zu steigen (mehr dazu in unserer Kolumne) und der Frust in den Gesichtern unserer Freunde macht die Herzen schwer.
Istanbul verändert sich vor unseren Augen. Ganz rapide. Uns treiben die Wachstumsschmerzen. Mehr noch, eine Entwicklung, die viele haben kommen sehen, aber doch nicht verhindern konnten (der Tagesspiegel bringt es auf den Punkt). Es fällt schwer die anfängliche Euphorie, das Liebesfeuer zu dieser atemberaubenden Stadt unter der Decke aus Hitze, Getöse, Dreck und politischer Unruhen am Leben zu erhalten. Der einzige Ausweg? Wir müssen raus!
Die Entscheidung steht. Die Wohnung ist gekündigt. Drei Wochen bleiben uns noch, bevor wir Istanbul erstmal den Rücken kehren. Eine Kurzschlussreaktion? Vielleicht. Aber eine wichtige und richtige.
Allein fünf Tage Kurzurlaub im Süden haben uns eine Türkei gezeigt, die wir derzeit in Istanbul vergeblich suchen. Mit offenen Herzen und strahlenden Gesichtern sind wir durch Izmir, Alacati, Ephesus und Şirince gewandert und wussten sofort, wir brauchen mehr davon. So zieht es uns Ende Oktober ein paar Breitengrade weiter südlich, an die anderen Grenzen der Türkei.
Wohin? Das wüssten wir selber gerne.
Wie lange? Wer weiß das schon! 🙂
Was ich weiß: Es wird aufregend! Andere Düfte, Kräuter, Gerichte? Vielleicht sogar ein paar Reiseberichte? (Oh das hat sich gereimt!) Vorausgesetzt ihr habt Lust darauf! Es bleibt lecker und vor allem einfach. Denn für sperrige Küchenmaschinen ist im Handgepäck kein Platz. Nicht, dass da noch eine funktionierende übrig funktionierende übrig wäre. Und auch der türkische Einfluss bleibt, wo sollte er auch hin.
Deshalb heute ein Frühstücksrezept direkt aus der Küche des Sultans für euch. Türkisches Frühstück und Ei, sind wie Bircher und Müsli: Unzertrennlich, immer gut und einfach zuzubereiten. Gibt man cremigen Joghurt und würziges Olivenöl dazu, leuchtet uns im schönsten rostrot eine Portion Çilbir entgegen! Oder übersetzt, ein samtig-flüssiges pochiertes Ei mit sahnigem Joghurt und einem Hauch Knoblauch-Paprika-Öl. Klassisch wird Çilbir zum Frühstück auf frischem Weißbrot serviert. Ich weiß, Knoblauchöl hört sich nach einem ordentlichen Geschmacksklopper zum Frühstück an. In Wirklichkeit kommt Çilbir jedoch ganz zart daher. Ihr werdet nie wieder etwas anderes Frühstücken wollen!
Bleibt noch ein Problem: Wie zur Hölle bekommt man eigentlich ein perfekt pochiertes Ei hin? Ich habe Youtube Videos geschaut, Artikel durchstöbert, gewirbelt, geessigt und jede Form von “sieden lassen” getestet, die es gibt, und bin trotzdem gnadenlos gescheitert. Den einzigen Tipp, den ich nicht befolgen konnte: Ultra-mega frische Eier, damit klappt’s wohl immer. Zwar hole ich meine Eier immer frisch vom Wochenmarkt. Leider scheinen aber auch diese ihre 24 Stunden-Frische-Grenze schon überschritten zu haben. Noch haben wir kein gackerndes Huhn Zuhaus. Also hab ich mich von der Idee des perfekt pochierten Eis getrennt und bin seither größter Fan, des 5-Minuten-Ei-Çilbirs. Das kommt ganz ganz nah ran an das Original!
Probiert ihr es aus? Habt ihr einen Tipp mit dem das perfekt pochierte Ei garantiert jedes Mal gelingt?
Rezept: Çılbır oder Sultan’s Eggs – Pochiertes Ei mit Joghurt und Knoblauch-Paprika-Öl (fructosearm, gluten-frei)
Nehmt unbedingt griechischen Joghurt mit hohem Fettgehalt. Der Joghurt macht hier den Unterschied. In der Türkei heißt der „süzme yoğurt“, also gefilterter Joghurt. Griechischer Joghurts ist an sich nichts anderes als gesiebter, von überschüssigem Wasser befreiter Naturjoghurt und lässt sich somit easy peasy selber machen. Nehmt dazu herkömmlichen Naturjoghurt, gebt ihn in ein Käseleinen und bindet alles zu einem kleinen Paket zusammen. Dann hängt ihr das Bündel für ein paar Stunden über das Waschbecken oder einen Topf, damit das überschüssige Wasser abfließen kann. (So wie auf diesem Bild). Übrig bleibt euer hausgemachter griechischer äh türkischer Jogurt! Yay! Da Knoblauch wasser- aber nicht öllöslich ist, enthält Knoblauchöl kaum bis gar keine Fructose und ist somit auch bei einer Fructoseintoleranz verträglich! Yay! Yay!
Zubereitungszeit: 10 Minuten
Pro Portion:
1 großes Bio-E
1 EL Knoblauchöl, gekauft oder hausgemacht
1 Prise Chiliflocken
1/8 TL Paprikapulver
150 Gramm griechischer Joghurt
1 Prise Meersalz
Dazu passt: Frisches Dinkelbrot, warme Mais-Tortilla oder Pita-Brot, frische Sprossen und Gemüse.
Das Ei wie gewohnt in einem Topf mit Wasser 5 Minuten lang weich kochen. Läuft! 😉 Das Knoblauchöl mit Chilliflocken und Paprikapulver in einem kleinen Topf oder Pfanne leicht erhitzen. Von der Platte nehmen und ziehen lassen. Den Jogurt in eine Schale geben. Das Ei pellen und auf dem Jogurt platzieren. Das warme Öl darüber giessen. Mit Salz bestreuen und gleich servieren!
Foxi says
Das sieht echt lecker aus, allerdings muss ich gestehen, dass es mir fürs Frühstück, dann wohl doch etwas zu deftig wäre. Ich bin mehr der süße Frühstücker, auch wenn ich mich langsam an Käse und Wurst morgens gewöhnt. Das hier würde mich allerdings glaube ich dann doch mehr fürs Abendessen reizen. 🙂
Liebe Grüße
Foxi
Deniz says
Liebe Foxi,
das schöne an diesem Rezept ist, dass es tatsächlich zu jeder Tageszeit funktioniert! Frühstück, Brunch, ein schneller Nachmittagssnack oder sogar zum Abendessen. Sag unbedingt wie es Dir geschmeckt hat, falls Du es ausprobierst!
Was ist denn Dein Lieblingsfrühstück aktuell? Liebe Grüße, Deniz
Victoria says
Ist das Brot im Hintergrund bzw. an der Seite auch selbst gebacken?
Ich frage, weil es aussieht wie Pita-Brot (was du im Rezept ja auch als Beilagenempfehlung angegeben hast). Ich liebe Pita-Brot, aber das zum kaufen ist leider immer mit Zucker und meine selfmade Backversuche waren bis jetzt nicht sonderlich erfolgreich. Hast du da vielleicht auch ein Rezept für?
Deniz says
Hallo Victoria,
ja, das Pita-Brot ist selbst gemacht, aus Dinkel- und Maismehl. Ich hab es erst in der Pfanne und dann nochmal kurz über dem Gasherd gebacken. Ich fand es eigentlich ganz lecker, aber es war noch nicht perfekt. Daher hab ich das Rezept nicht direkt mitgeteilt. Ich jetzt hab ich ja einen Grund daran zu arbeiten! 🙂 liebe Grüße, Deniz
nocrumbsleft says
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Hannah says
Hallo Deniz, vielen Dank für deine tollen Rezepte. Hast du das Knoblauchöl selbst gemacht oder gekauft und falls ersteres welches Öl hast du als Grundlage verwendet? Viele Grüße, Hannah
Deniz says
Liebe Hannah, ich freu mich, dass Dir das Rezept gefällt! Ich habe das Knoblauchöl selbst gemacht und zwar auf Olivenölbasis. Lustigerweise habe ich gerade einen Beitrag dazu vorbereitet, der hoffentlich nächste Woche online geht. Da erkläre ich genau, wie ich vorgegangen bin! Viel Spaß beim nachmachen und liebe Grüße, Deniz