Kennt ihr das? Man backt einen Kuchen und freut sich wie eine Osterfee darauf, sich selbst und andere Gäste mit einer zuckerfreien Köstlichkeit zu verwöhnen. Die Kaffeetafel biegt sich, Osterzopf, Schokoeier und Rübli-Kuchen werden aufgefahren. Weihnachten scheint lange her und sichtlich erleichtert über ein paar freie Tage sieht man reihum die verspannten Schultern heruntersacken.
Beherzt greifen alle zu. Besonders mein „guilt-free“ Kuchen erregt Aufmerksamkeit. Wie schön denk ich, so langsam wissen die Leute gesunde Varianten ja doch zu schätzen. Doch da kommt schon der erste Kommentar von hinten rechts: „Mhm lecker, dein Kuchen, der schmeckt … so gesund, ein bisschen wie Brot. Nein, ehrlich, lecker, aber mir fehlt etwas der Zucker.“
Darauf schnoddere ich meist erstmal ein „Ach nee! Darum geht es ja.“ zurück. Mindestens wettere ich aber leise ein „Statt euch über den fehlenden Zucker zu beschweren, macht euch lieber mal bewusst, wie stark eure Geschmacksnerven von Kinderriegeln, Maoams und Gummibärchen abgenutzt sind, dass ihr alles unter 200 g Haushaltszucker pro Kuchen als Brot bezeichnet.“ vor mir her.
Nicht so in diesem Jahr meine Herrschaften. Dieses Mal bin ich gewappnet. Genau, mit einem richtig schön unsüßen, gluten-freien Heidelbeer-Buchweizen-Kuchen. Aber auch auf emotionaler Ebene. Beim nächsten Spruch werde ich dieses Jahr nicht wie sonst loswettern, nein, ich werde einfach nur ganz langsam die Gabel bei Seite legen, und höflich lächeln. Ein bisschen so, wie wenn mir hier jemand etwas auf Türkisch erzählt und der Groschen partout nicht fallen will. Manchmal sollte man das Faß einfach zulassen. Erst recht, wenn man an der osterlichen Kaffeetafel mit Tante Erna und Co. Platz nimmt. Stattdessen werde ich mich einfach nur über meine zuckerabhängigkeitsbefreiten Geschmacksnerven und das viele gesunde Zeug freuen, wovon dann mehr für mich übrig bleibt.
Zumindest bis nach Ostern. Danach hol ich wieder die Anti-Zucker-Plädoyer-Keule raus.
Hab ich mir zumindest vorgenommen.
Kennt ihr das?
Gluten-freier Blaubeer-Kuchen (fructosearm)
Für eine Springform mit ca. 24 cm Durchmesser oder 4 Mini-Gugelhupf-Förmchen. Es ist zwar noch nicht ganz Heidelbeer-Saison ich konnte es mir bei meinem letzten Berlin-Besuch aber nicht verkneifen eine Packung mitzunehmen. In Istanbul kosten 125 g nämlich schlappe 8 €! Das Zusammenspiel von Heidelbeeren und Buchweizen ist übrigens unschlagbar. Richtig schön rustikal schmeckt das. Am besten mit fluffiger Sahne oder spritzig-süßer Zitronencreme (Rezept s. unten) servieren. Wer lieber süßeres, saisonales Obst verwendet, der nimmt einfach kleingewürfelte Erdbeeren. 🙂 Die leichte Süße kommt durch den fructosefreien Getreidezucker von Frusano. Der Getreidezucker ist geschmacklich ein richtiger Knüller! Wer sonst mit Traubenzucker gebacken hat, kann hiermit auch endlich verbrannte Kuchenkrusten ad acta legen. Viel Spaß beim backen!
4 Eier
125 g weiche Butter + mehr zum einfetten der Form
120 g fructosearmer Getreidezucker von Frusano
125 g gemahlene Haselnüsse oder Mandeln
100 g Buchweizenmehl
1/4 TL gemahlene Vanille
125 g Heidelbeeren
Getreidezucker zum Bestreuen, *optional
Heidelbeeren zum Servieren, *optional
Sahne oder Zitronencreme zum Servieren, besonders letztere wärmstens empfohlen (s. Rezept unten)
Die Form leicht einfetten und beiseitestellen. Den Ofen auf 175° C Ober-/Unterhitze vorheizen.
Die Eier sorgfältig trennen, dabei darauf achten, dass kein Eigelb im Eiweiß landet, sonst lässt es sich nicht steif schlagen. Das Eiweiß kalt stellen.
Eigelb, Butter und Getreidezucker mit dem Handrührgerät schaumig rühren. In einer anderen Schüssel die Nüsse, Buchweizenmehl und Vanille verrühren und langsam unter die Eimischung heben. Das Eiweiß mit 1 Prise Getreidezucker steif schlagen. Eischnee und Blaubeeren mit einem Holzlöffel unter die Masse heben.
Den Teig in die vorbereitete Form füllen und für 40-50 Minuten in der Springform bzw. 25-30 Minuten in der Mini-Gugelhupfform backen. Der Kuchen ist fertig, sobald keine Teigreste mehr an einem Zahnstocher hängen bleiben. Für 10 Minuten auskühlen lassen, dann stürzen. Noch warm servieren oder über Nacht in Klarsichtfolie eingewickelt im Kühlschrank lagern. Vor dem servieren kurz im Ofen aufwärmen.
Mit Zitronencreme von David Lebovitz servieren.
Fructosearme Zitronencreme (adaptiert von David Lebovitz)
Bei diesem Rezept kommen ziemlich viele Schüsseln zum Einsatz. Und auch wenn die fructosearme Zitronencreme schnell gemacht ist, eine helfende dritte. Hand kann bei diesem Rezept nicht schaden. Die Bilder dazu findet ihr hier.
Zutaten
Abrieb von 2 Zitronen
125 ml frisch gepresster Zitronensaft
85 g Butter
50 g Getreidezucker ohne Fructose von Frusano
2 große Eier
2 große Eigelb
Zitronenabrieb in eine mittelgroße Schale geben. Ein feines Sieb in die Schale hängen und beiseitestellen.
In einem kleinen Topf Zitronensaft, Butter und Getreidezucker erwärmen, dabei gelegentlich umrühren. Sobald die Butter geschmolzen ist, den Topf vom Herd nehmen.
In einer weiteren Schale die Eier mit dem Eigelb verrühren. Die Zitronen-Buttermischung ganz langsam und unter stetigem Rühren zur Eimischung geben. Schnappt euch hierzu am besten euren Partner oder Mitbewohner, der das ganz ganz langsam eingießt während ihr kräftig rührt. Alles zurück in den Topf geben und unter stetigem Rühren erwärmen bis die Masse anfäng,t sich zu verdicken. Das geht relativ schnell, meist dauert es keine 2-3 Minuten. Keine Sorge, falls sich dabei kleinere Stücke gekochtes Eiweiss bilden, das ist normal.
Sobald die Creme sich verdickt hat, durch das vorbereitete Sieb in den Zitronenabrieb passieren. Wirklich nur die größeren Eiweiß-Stückchen raussieben und so viel wie möglich aus der Creme herausholen. Zum Schluss mit einem Spachtel unter dem Sieb entlang streichen. So sichert ihr euch auch wirklich den letzten Tropfen dieser köstlichen Zitronencreme.
Die Zitronencreme gut durchrühren und für 10 Minuten abkühlen lassen. Sofort servieren oder im Kühlschrank kalt lagern. Die Zitronencreme hält sich angeblich bis zu 10 Tage im Kühlschrank, bei mir war sie allerdings immer sofort weg.
Sonja says
Liebe Deniz,
wie gut ich das kenne! Aber ich muss schon sagen, dass bei uns Zuhause (obwohl die Kroaten ja auch waaahnsinnig gerne waaahnsinnig süße Kuchen und Gebäck essen) gerne nicht derart derb süße Kuchen aufgefahren werden und das macht es für mich dann natürlich auch einfacher.
Ansonsten: ist mir vollkommen schnuppinski und ich bin happy, dass meine Geschmacksknospen wieder völlig normalisiert sind. Ich habe diesen Kuchen gestern mit gemischten Beeren gebacken und finde ihn wirklich ausreichend süß. Süßer muss es definitiv nicht sein. Meine Mutti genießt ihn nun auch schon zum Kaffee. Danke für die Inspiration!
Bis denn,
Sonja
Deniz says
Liebe Sonja, ich freu mich riesig, dass ihr meinen Kuchen getestet habt und hoffe er hat geschmeckt 🙂 Mir war er wirklich auch ausreichend süß und die Zitronencreme gibt dabei einen frischen Kick! Sobald ich wieder in die Nähe eines Ofens komme (wir haben tatsächlich keine Platz in unserer kleinen Wohnung für einen! 🙁 ) muss ich unbedingt mal deine Avocado-Schoko-Torte testen. Von der träume ich ja immer noch!
Susan says
Liebe Deniz, ich bin grad so erleichtert, dass ich auf deinen Blog gestoßen bin: Ich leide ebenfalls unter Fructoseintoleranz und finde kaum Rezepte, die ohne Weizen auskommen (den ich nämlich gar nicht vertrage, auch wenn mir meine Ärztin versichert, dass Gluten für mich kein Problem sei) – ich glaube ich bin hier goldrichtig und werde öfter mal vorbei kommen 🙂
Die Küchlein klingen richtig gut und ich glaube, ich werde sie einfach mal nachmachen.
Deniz says
Hallo liebe Susan,
willkommen auf Fructopia! 🙂
Das höre ich leider immer öfter. Viele Ärzte sagen, Weizen und Gluten seien kein Problem, aber der Bauch sagt eben etwas anderes und zwar meist mit gewaltigem Unterschied! Wie gut, dass Dinkel eh viel besser als normaler Weizen schmeckt! 😉 Da es hier in der Türkei leider keinen Dinkel gibt, experimentiere ich gerade trotzdem immer mehr mit komplett gluten-freien Alternativen. Hoffentlich bald also noch mehr Rezepte dieser Art an dieser Stelle! Falls Du Wünsche oder Fragen hast, immer her damit! Freu mich immer sehr über Feedback. Ganz liebe Grüße aus Istanbul und Dir einen wunderschönen Start in die Woche! Deniz
Malin says
Liebe Deniz, auf deinen Blog und die tollen Rezepte bin ich nur durch einen Beitrag im Tv aufmerksam geworden . Zum Glück !! Ich weiß seit 2 Monaten dass ich Fructoseintolerant bin . Und obwohl auch meine Ärztin mir versichert hat , ich könne Weizen ohne weiteres essen hatte ich ständig Beschwerden und habe schon an mir selbst gezweifelt !! Ich freue mich über die tollen Rezepte und werde einiges nachkochen und backen! Weiter so 🙂 liebe grüße Malin
Deniz says
Hallo liebe Malin! Ich freu mich, dass Du hergefunden hast! 🙂 Tut mir Leid zu hören, dass die Fructoseintoleranz auch bei Dir zugeschlagen hat. Am Anfang ist das eine ziemliche Umstellung, aber es wird einfacher mit der Zeit! Nur durchhalten! 🙂
Das mit dem Weizen höre ich leider immer wieder. Die Australier sind da viel weiter als wir. Ich hoffe, dass die Umstellung auf Dinkel und gluten-freie Alternativen dabei hilft, dass es Dir endlich besser geht! Freu mich jedenfalls auf dein Feedback zu den Rezepten und meld Dich gerne wenn Du Fragen hast! Liebe Grüße aus Istanbul! Deniz
Elisa says
Hi Deniz, danke für das tolle Rezept! Ich habe morgen Gäste, die fructose- und glutenintolerant sind. Kann man statt des corn-sugars wohl auch Traubenzucker nehmen? Das vertragen die zwei wohl ganz gut. Aber passt es in das Rezept? Danke dir und liebe Grüße!
Deniz says
Liebe Elisa,
auf jeden Fall. Du kannst auch Traubenzucker statt Getreidezucker verwenden. Achte beim Backen nur darauf, dass du den Ofen etwas niedriger einstellst. Traubenzucker lässt den Kuchen schneller anbrennen als Getreidezucker. Liebe Grüße und schöne Feiertage! Deniz