Schön, dass du da bist!
Wenn man sich selbst als Problemlöserin sieht, behält man selbst in den aussichtslosesten Momenten eine fast schon beängstigende Ruhe. Schliesslich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man rennt wie ein kopfloses Huhn im Kreis, oder man klemmt sich so lange hinter den Rechner bis man weiss, wie das Monstrum mit ein paar flotten Pirouetten beschwichtig getanzt werden kann.
Aber fangen wir einmal von vorne an: Schön, dass Ihr da seid und Euch mit mir und dem Monstrum aufs Parkett begebt. Monstrum hört sich reichlich gefährlich an, doch passt die Metapher wie die Faust aufs Auge: Ein unbekanntes Wesen, das sich unübersehbar und unüberfühlbar in den eigenen Alltag einmischt, und sich vor allem nicht ohne Weiteres verstehen, geschweige denn vertreiben lässt. Aber warum unnötig Energie verschwenden und stattdessen einen kleinen Tanz wagen. Zwar scheinen Monstrum und ich uns noch nicht ganz einig, wer hier eigentlich wen führt, aber in der Regel schwingen wir zumindest schonmal im gleichen Takt …
Willkommen auf Fructopia, meinem alltäglichen Tänzchen mit einer Fructoseintoleranz!
Vor sieben Jahren wurde mir die erlösende Diagnose gestellt. Erlösend, weil die Symptome der Fructoseintoleranz (Magen- und Kopfschmerzen, lähmende Müdigkeit, Verstimmungen, Blähungen und Verstopfung, ja, ich nenne die Dinge beim Namen) mich die Jahre zuvor reichlich gequält haben, meine Ärztin mir aber immer wieder versichert hat, dass dies alles ganz normal sei. Es wurde also immer schlimmer. Und weil Verdauungsbeschwerden noch immer ein Tabuthema in Deutschland sind, habe ich mich, abgesehen von meiner Ärztin, auch niemandem anvertraut. Sonst wäre schon viel früher zu Tage gekommen, dass all die Tiefs eben nicht normal, sondern einzig und allein der Fructose zu verdanken sind. In dieser Hinsicht bin ich froh, dass Giulia Enders mit ihrem Buch Darm mit Charme* dieses Tabuthema auf so charmante, aber direkte Art und Weise zum Gesellschaftsthema macht. Das Buch kann ich jedem Betroffenen von Lebensmittelunverträglichkeiten wärmstens empfehlen.
Fructosemalabsorption, IBS, FODMAP
Vor acht Jahren, sah das allerdings noch anders aus. Man hatte Glück, wenn man in irgendeinem abgelegenen Forum des Internets einen Hilfeaufruf an andere Betroffene aussenden konnte und überhaupt eine Antwort bekam. Bücher zum Thema Fruchtzuckerunverträglichkeit waren so allgemein gehalten, dass sie fast nicht zu gebrauchen waren. Blogs von anderen Fructoseintoleranz-Betroffenen waren rar oder gar nicht existent. Begriffe wie FODMAP-Diät oder IBS (Irritable Bowel Syndrome) waren noch Spezies aus fernen Galaxien. Wie, um alles in der Welt, soll man Familie und Freunden da erklären, was es bedeutet keine Fructose zu vertragen und was man eigentlich noch alles essen darf, wenn man sich selber erst Mosaik um Mosaik das Wissen zusammen suchen muss?
Wie gesagt, ich bin froh, dass alles langsam mehr wird, die Bücher, die Blogs und das standardmässige testen auf Nahrungsmittelintoleranzen, wenn sich jemand mit Schmerzen, Übelkeit und Verdauungsbeschwerden seinem Arzt anvertraut. Der Stein ist tatsächlich ins Rollen gekommen, nicht zuletzt mit dem Einzug der Frusano-Produkte in das dm Produktprogramm. Natürlich wäre es schön, wenn die Auswahl an fructosefreien bzw. fructosearmen Produkten in den Supermarktregalen wächst, auch wenn ich nicht daran glaube, dass „Diät“-Nahrung der richtige Weg ist. Vielleicht, aber ganz vielleicht, kommen wir ja irgendwann an den Punkt, wo diese gar nicht mehr notwendig sind, wenn ein Großteil der Lebensmittel nicht mehr mit billigen Füllmitteln wie Zucker und Weizen vollgepumpt werden, sondern alles so naturbelassen bleibt, wie es ist, bevor es hinter silberschimmernden Folien verschwindet.
Ab jetzt ohne: Zucker, Zwiebeln, Weizen
Was aber kommt denn nun überhaupt noch auf meinen Teller? Eine berechtigte Frage! Seit der Diagnose verzichte ich nicht nur auf Zucker und Fertigprodukte aller Art, fructosereiches Obst, Gemüse und Zwiebeln. Seit 4 Jahren bin ich auch zu 99 % weizenfrei. Zucker, Obst und Co. mag einleuchten, aber warum auch kein Weizen? Zwar wird in Deutschland noch häufig gesagt, dass Weizen bei einer Fructoseunverträglichkeit kein Problem darstellt, die Australier sind uns diesbezüglich allerdings einen Schritt voraus. Am anderen Ende der Welt wird klar gesagt: Keine Fructose, also auch kein Weizen. Mehr dazu, wie es dazu kam, dass ich auch auf Weizen verzichte und wie es mir damit ergangen ist, könnt ihr hier und hier nachlesen.
Neue Freunde: Glutenfreies Getreide, Reissirup und fructosearmes Obst und Gemüse
Aber genauso viele Zutaten, wie ich in den letzten sieben Jahren von meinem Speiseplan gestrichen habe, genauso viele Neuzugänge gab es auch. Zwar esse ich nun kein Weizen mehr, dafür aber Hirse, Quinoa, Amaranth, Buchweizen und Dinkel! Nicht der schlechteste Tausch. Statt Zwiebeln und Knoblauch, sind es nun Asant, Kurkuma, Sumac, Liebstöckel oder Knoblauchöl. Eine Auswahl meiner fructosefreien Lieblings-Neuzugänge findet ihr hier.
Mit all diesen spannenden neuen Zutaten versuche ich täglich Abwechslung in die fructosearme Küche zu bringen. Egal ob Smoothies, Sandwiches oder Geburtstagskuchen, auch mit wenig Fructose wird es nicht langweilig. Übrigens, nur weil man eine Fructosemalabsorption hat, heisst es nicht, dass man komplett auf Obst und Gemüse verzichten muss oder sollte. Strenggenommen gibt es sowieso keine rein fructosefreien Gerichte. Daher versuche ich einfach die Gesamtmenge an Fructose pro Einzelportion möglichst gering zu halten. Darüber hinaus probiere ich immer wieder neue Zubereitungsmethoden aus, die Lebensmittel unabhängig vom Fructosegehalt verdaulicher machen.
So gut sich das alles in der Theorie anhört, so ist das Tänzchen mit der Fructoseintoleranz auch nach sieben Jahren immer noch eine Herausforderung. Man hat die Schrittfolge zwar auswendig gelernt, trotzdem wacht man jeden Morgen auf und weiss nicht, ob es heute ein gemächlicher Walzer oder doch ein nervenaufreibender Messertanz wird. Manchmal sind die „Füße“ auch einfach nur müde getanzt.
All meine Erfahrungen und Gedanken zu just diesem Tanz mit der Fructoseintoleranz finden auf FRUCTOPIA ein Zuhause.
Schön, dass ihr da seid und all dies mit mir teilt. Vielleicht hilft Euch FRUCTOPIA sogar dabei, selber besser im Takt zu schwingen. Und vielleicht teilt Ihr auch Eure Tricks für weniger wunde „Füße“ mit mir. So oder so, ich bin gespannt darauf, Eure Geschichte zu hören!
Eure Deniz
P.s. Bitte beachtet, dass ich keine professionelle Ernährungsberaterin bin und hier nur über meine persönlichen Erfahrungen mit einer Fructoseintoleranz berichte. Mein Blog dient lediglich als Inspiration dazu, Euren eigenen Weg zu finden, um mit der Fructoseintoleranz umzugehen. Verträglich- und Unverträglichkeiten sind bei jedem Betroffenen anders ausgeprägt.
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Foto: Mia von inbildundschrift